INDIEgramm Juni EXTRA: Drei Crowdfunding-Fundstücke, eine Premiere

Extrablatt! Extrablatt! Heute gibt es frei Haus eine kleine, feine Lieferung von drei höchst spannenden Crowdfunding-Projekten. Wollt ihr Opernsänger auf Acid, tanzende SEK-Teams und eine Adrenalinspritze für Eure DSLR? Dann lest weiter. Und am Ende gibt’s noch die Einladung zu einer Hamburger Kurzfilm-Premiere.

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Screenshot von der „MeTube 2“-Präsenz auf Indiegogo

Gefühlt macht jeder Filmemacher aktuell eine Crowdfunding-Kampagne. Sein gutes Recht. Doch da fällt es manchmal schwer, sich das Richtige zum Unterstützen rauszusuchen. Gut, dass Ihr uns habt. Wir übernehmen das. Dreimal sind wir auf schräge Projekte gestoßen, die alle aus der Indie- und sogar Genre-Ecke stammen! Alle drei haben ein gerüttelt Maß an Kinnladenöffnungspotential, zweimal aktuell, einmal abgelaufen, zweimal Film und einmal – oho! – Technik! Es ist übrigens kompletter Recherche-Zufall, dass alle drei auf ein und derselben Plattform stattfinden. Und als Leckerli laden wir im Anschluss auf die Premiere eines Films, der über Crowdfunding entstand.

Opernarien auf Abwegen: „MeTube 2“

Da glaubst Du, alles gesehen zu haben. Und dann kommt „MeTube“ daher und zieht dir einmal kräftig die Habanera-Arie aus Georges Bizets „Carmen“ über die Rübe. Und wie. (Hier bitte einmal zügig angucken, dann weiterlesen.) Die Einflüsse aus Hochkultur, Remix, Gay Pride und Animation fügen sich auf köstliche Weise zusammen. Der Kurzfilm aus 2013 hatte nicht nur hierzulande Erfolg, zum Beispiel auf dem letzten Indigo-Filmfest, sondern lief auch international ganz gut, unter anderem auf dem renommierten Sundance Filmfestival. Verantwortlich für den viereinhalbminütigen Geniestreich ist der Wiener Daniel Moshel. Nicht selten las und hörte man über den Film, dass er viel zu kurz sei. Moshel scheint das auch so zu sehen und nennt glücklicherweise noch ein immenses Arsenal an weiteren schrägen Ideen sein eigen. Jedenfalls läuft seit kurzer Zeit die Crowdfunding-Kampagne zu „MeTube 2“. Der Filmemacher bewirbt das geplante Werk diesmal als einen „Flashmob, der das Kind von Oper,  Pulp Fiction und der Grumpy Cat“ sei. Wer also gespannt ist, was das heißt, kann sich auf der „MeTube 2“-Präsenz auf Indiegogo mal umsehen, ob bei den Belohnungen etwas für ihn dabei ist! Ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, schon das Funding-Video würde ohne weiteres wieder auf dem Sundance gezeigt werden:

S.W.A.T.-Teams mit Musicalausbildung: „HARD WAY“

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Leider schon abgelaufen (Screenshot der „Hard Way“-Präsenz auf Indiegogo)

Wo wir gerade beim Singen sind, bleiben wir doch da. Ihr mögt Cop-Movies? S.W.A.T.-Teams, die sich in cooler Ausrüstung von der Decke abseilen? Krasse Fights zwischen Gangstern und Ordnungshütern? Und habt euch immer schon gewünscht, dass die plötzlich anfangen zu singen und zu tanzen? Tja, dann haben Regisseur Daniel Vogelmann und seine Produzenten Sebastian Bandel und Florian Gengnagel genau das Richtige für euch: „HARD WAY“, das Action-Musical! Ja, so habe ich auch geguckt! Leider kann man das Projekt nicht mehr unterstützen. Wieso stelle ich das dann vor? Glücklicherweise haben die Macher den Geldbetrag ihrer Kampagne, die im März auslief, dennoch erhalten! Denn Indiegogo ermöglicht den so genannten „flexiblen Zielbetrag“. Es geht also weiter.

30 Minuten lang soll das Teil werden. Komponisten, SFXler und das filmisch-kreative Team sind schon an Bord. Dazu gehört auch Johanna Wagner, die bereits das Szenenbild für den Sci-Fi-Thriller „KRYO“ (Hier im Blog nachlesen!) verantwortete. Und damit nicht genug. Auf der Indiegogo-Seite des „Hard Way“-Projektes gaben die Filmemacher bekannt, dass sie versuchen wollen, Neil Patrick Harris als Hauptdarsteller zu gewinnen. Harris ist Tony-Award-Gewinner, spielte in „Starship Troopers“, „Gone Girl“ und natürlich in „How I Met Your Mother“, wodurch er auch einem deutschen Publikum bekannt wurde. Auch wenn Harris‘ Mitwirken eher unwahrscheinlich ist, letztlich weiß man’s in Zeiten des Internets nie! Insofern bin ich sehr gespannt, was wir von den Damen und Herren noch hören werden. Hier hören wir sie erstmal singen:

Alles in einem: Pandora – DSLR-Optimizer

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Screenshot von der „Pandora“-Präsenz auf Indiegogo

Selten geht es hier im Blog mal dezidiert um Technik. Jetzt ist mal ein solch seltener Moment. Seit dem Siegeszug der filmenden DSLRs gibt es unzählige Produkte, die den doch eher unhandlichen und selten mit ordentlicher Tonverarbeitungstechnologie gesegneten Klotz in dieser Hinsicht gefügig machen sollen. Hier mal ein Tonrekorder, dort mal ein Akku-Pack, hier eine Schulterstütze, dort ein Kamerakäfig. Fünf Entwickler aus dem schönen Argentinien haben sich gesagt: „Das muss doch auch in ein Teil reingehen.“ Gesagt, getan. Der „Pandora – DSLR Optimizer“ vereinigt Audiomischer, Akkupaket, Stabilisierungseinheit und ein paar kleine Gimmicks in einem Gerät. Der Fieldmixer mit Phantomspeisung schleust den extern mit Mikro aufgenommenen Ton zur Aufnahme in die Kamera. Die Akkus sollen laut Infovideo bis zu 24 Stunden Timelapse-Einsatz möglich machen. Zudem ist ein Solarpanel integriert, das zusätzlich für Aufladung sorgt. Schon das Gerät selbst kann zur Stabilisierung gegen den Brustkorb gehalten werden, bringt aber auch noch eine Schulterstütze mit. Hinzu kommen witzige Kleinigkeiten, wie den SD-Kartenhalter am Schulterstück oder den Lade-Anschluss fürs Smartphone. Der Optimizer soll mit einer großen Anzahl aktueller Kamerasysteme kompatibel sein, dazu viele Modelle aus der Canon-EOS-Reihe sowie den Nikon-Produktlinien und sogar der Blackmagic Pocket Camera und den Blackmagic Cinema Cameras 2.5K und 4K. Für eine genaue Kompatibilität halten die Entwickler eine stets upgedatete Liste bereit. Das fertige Produkt soll später im Handel 799 US-Dollar (etwa 714 Euro) kosten, der Crowdfunding-Preis sind 399 US-Dollar (etwa 357 Euro). Versandkosten nach Deutschland (49 US-Dollar, also etwa 44 Euro) kommen noch oben drauf. Mittlerweile steht der „Pandora – DSLR Optimizer“ auf Indiegogo in einer Crowdfunding-Kampagne zur Unterstützung bereit. Die Zielsumme ist schon erreicht – aber es sind noch reichlich Plätze vorhanden, falls Ihr Euch ein Gerät sichern wollt.

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Filmplakat „Annabelles Anker“ (Copyright: Martin-Oliver Czaja, Tobias Gerginov)

Premiere im Hamburger Abaton-Kino: „Annabelles Anker“

Und zu guter Letzt könnt ihr die Früchte eines Crowdfunding-Projektes genießen. Am morgigen Samstag, 27.06. lädt Euch das Team des Coming-of-Age-Kurzfilms „Annabelles Anker“ um 11 Uhr ins Abaton-Kino in Hamburg ein! Im Film geht es um Annabelle, die auf der Suche nach einem Halt in Leben und Familie ist. So richtig öffnen kann sie sich weder ihrer alleinerziehenden Mutter, noch ihren Freunden. Das gelingt ihr nur in ihrem Blog. Doch Annabelle realisiert ihren Rückzug von der echten Welt nicht und die Situation eskaliert.

Die Filmemacher wollen von Einsamkeit im digitalen Zeitalter erzählen und hoffen, in vielen Punkten an die Lebenserfahrung ihres Publikums andocken zu können. Der Halbstünder entstand innerhalb von sieben Drehtagen in der Hansestadt und hatte keine Unterstützung von Förderern oder Studiengängen. Das Budget stammt aus privater Hand. Zusätzlich kamen 2.500 Euro dazu, die das Team über die Plattform Startnext finanziert hat. Vom Team haben sich für die Premiere Produzent Tobias Gerginov, Regisseur Martin-Oliver Czaja und die Hauptdarstellerin Svenja Jung angekündigt, vermutlich sind noch mehr Mitglieder der Crew vor Ort. Der Eintritt ist frei und das Team freut sich darauf, von Euch ein bisschen Feedback zu ihrem Werk zu bekommen. Allen Nordlichtern viel Spaß!

Trailer | Annabelles Anker from Martin-Oliver Czaja on Vimeo.

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