Mara und die selbsternannten Genrehüter

Das deutsche Kinopublikum tut sich schwer mit Genrefilmen. Daran waren lange Zeit die Filme nicht unschuldig. Doch auch tolle Produktionen drohen zu floppen, weil der Zuschauer keinen Bock drauf hat. Jüngstes Beispiel ist „Mara und der Feuerbringer“. Ich sprach mit Regisseur und Autor Tommy Krappweis, woran das liegt.

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Klare Aufgabenverteilung: Kameramann Stephan Schuh an der Arri Alexa, Schauspieler Jan Josef Liefers und Lillian Prent am Baumstumpf. (Foto: Constantin Film)

Es ist drauf und dran schon wieder zu passieren. Till Kleinert kann davon ein Liedchen singen, Dennis Gansel sogar zwei. Es geht um deutsche Genrefilme, die trotz guter Kritiken zu Flops an der Kinokasse werden. Jetzt droht sich in dieser Reihe auch Tommy Krappweis einzufinden. Der kann zwar singen, man möchte ihm aber dieses unschöne Songthema irgendwie ersparen. Was aber ist eigentlich passiert? Am 2. April startete „Mara und der Feuerbringer“ in den deutschen Kinos. Tommy Krappweis verfilmte den ersten Teil seiner gleichnamigen Jugendromanreihe über ein Mädchen, das Visionen aus der germanischen Mythenwelt erhält und schließlich erfährt, dass sie die Welt vor Ragnarök, der Götterdämmerung, bewahren muss. Am Startwochenende sahen den Film laut dem Onlineportal Insidekino.com bei 325 Filmkopien – das ist nicht wenig – nur 11.917 Besucher. Das sind pro Kopie etwa 37 Zuschauer. Uff.

Denn sie wissen, was sie tun.

Kurzer Blick auf die Fakten: Es produziert die Rat Pack, eine der renommiertesten Produktionsfirmen Deutschlands. Deren Chef Christian Becker brachte ein Budget von 6,5 Millionen Euro zusammen. Hierzulande schon eine stolze Summe. Für einen Fantasyfilm eine Sensation. Krappweis schaffte es, mit Drehbuch-Ko-Autor Sebastian B. Voss sowohl den Humor seiner Vorlage, als auch dessen immensen Wissensbackground elegant in ein funktionierendes Drehbuch zu transferieren. Zusammen begeisterten sie einen tollen Cast für das Projekt, unter anderem Jan Josef Liefers und Christoph Maria Herbst und „entdeckten“ die entzückend frisch aufspielende Lillian Prent für die Rolle der Mara.

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Krappweis wusste außerdem, dass sein Stoff nur bestehen kann, wenn die Visuellen Effekte internationalen Standard haben. Also holte er als Kamermann Stephan Schuh, der immense VFX-Erfahrung durch seine Arbeit bei „(T)Raumschiff Surprise“ hat und verpflichtete als VFX Supervisor John Nugent, der schon an den „Chroniken von Narnia“ und beim „Herrn der Ringe“ mitgearbeitet hatte. Klingt, als wussten die, was sie tun, oder?

Foto: Constantin Film

Mist: Hauptdarstellerin Lillian Prent und Regisseur Tommy Krappweis, im Hintergrund 1. AD Michael Brown. (Foto: Constantin Film)

Mein erster Gedanke, als ich 2012 erstmals von der Verfilmung hörte: Geil, Genre, von hier. So ging es jedoch nicht jedem. Denn seit dem 2. April häufen sich die Berichte von Kinogängern, die in fast leeren Sälen sitzen. Schon am Startwochenende verlegten die Kinos den Film von besucherstärkeren Abend- oder immerhin Spätnachmittagplätzen auf die „Kinder“-Vorstellungen an frühem Nachmittag oder gar Mittag. Woran also liegt’s? Ist halt ein schlechter Film? Hätte man den Romanautor halt nicht an Drehbuch und Regie setzen sollen?

Ideenreichtum und Erfahrung

Beides ist Quatsch. Rezensenten und Kinosites mögen den Film und sind begeistert, wie gut hier Anspruch und Unterhaltung zusammen gehen. Die GameStar lobt in ihrer Online-Rezension gar: „Autor und Regisseur Tommy Krappweis […], hat mit seinem Team ein kleines Kunststück geschafft: Den vielleicht ersten wirklich gelungenen deutschen Fantasy-Film seit Die unendliche Geschichte.“ Und Thomas Vorwerk aus der Redaktion von Filmstarts.de zieht das Fazit: „„Mara und der Feuerbringer“ ist ein eigenständiger Gegenentwurf zu US-amerikanischen Multi-Millionen-Dollar-Blockbustern, der trotz deutlich geringerem Budget zu keinem Zeitpunkt „billig“ wirkt. Und zumindest in Sachen Ideenreichtum lässt er einige der vermeintlichen Vorbilder hinter sich.“

Das kommt nicht von ungefähr: Krappweis hat reichlich Erfahrung sogar mit wenig Mitteln fremde Welten zu erschaffen. So arbeitete er mit seiner Firma Bummfilm an 16 Folgen der „ProSieben Märchenstunde“ sowie zahlreichen Puppenformaten mit „Bernd, das Brot“ für den KiKa. Oft geschah das nach eigenen Drehbüchern und immer wieder saß er dabei auch auf dem Regiestuhl. Kann’s also nicht sein.

Mit der FSK-Freigabe ab sechs Jahren und dem Ruf als Jugendbuch entschied sich der Verleih Constantin Film, das MARA_Hauptplakat_A4_1400Marketing von „Mara“ auf Family Entertainment abzustimmen. “Für mich ist  nachvollziehbar, dass  Marketingleute sagen, wir platzieren den als Familienfilm”, sagt Regisseur Tommy Krappweis. “Die haben gesagt, wir gehen auf den Inhalt: Junges Mädchen = Junger Film. Ich sage, das ist ein Film, der für alle funktioniert, er ist  massenkompatibel. Somit natürlich ‚auch‘ ein Familienfilm.“ Man stelle sich nur kurz die Häme vor, wenn er als der deutsche „Herr der Ringe“ beworben worden wäre. „Jeder Weg, der theoretisch gangbar gewesen wäre, hätte zu einem identischen oder gar schlimmeren Szenario führen können! Können – nicht müssen.“

Kampf um Aufmerksamkeit

So sind auch die frühen Kinotermine logisch erklärbar. Leider werden Filme mit niedriger Altersfreigabe gerne als „Kinderfilme“ abgetan und so auch platziert. „Mara“ ist aber kein reiner Kinderfilm. Krappweis hat zumindest Verständnis für die Familien: „Wenn Du eine Menge Geld in die Hand nimmst, um mit deinen Kindern am Wochenende ins Kino zu gehen, entscheiden sich die Eltern für den Film auf den die Kinder deuten.“ Andere Filmposter sind simpler gestrickt, andere Filme waren werbetechnisch nahezu omnipräsent. „Auf dem ‚Mara‘-Plakat lachen einem ja auch nicht gleich fröhliche Menschen entgegen, es macht einen genretypisch mystischen Eindruck.“ Auch hier würde Krappweis im Nachhinein nichts anders machen, da das Poster den Inhalt des Filmes völlig korrekt repräsentiert. „Am liebsten hätte ich es natürlich so mystisch gehabt wie das Buchcover. Aber ich konnte nachvollziehen, was der Gedanke beim vorliegenden Plakat war.“

Durch die frühen Spielzeiten von „Mara“ haben die breite Masse der Teenager und der Kinobesucher am Abend gar keine Chance für eine spontane Entscheidung zugunsten des Films. Liegt es also auch an der Programmgestaltung der Kinos? Krappweis winkt ab: „Ich finde, die letzten Leute, denen man einen Vorwurf machen kann, sind die Kinobetreiber. Warum sollen die einen Film am Abend zeigen, in den kaum einer reingeht? Das ist doch wirtschaftlich total dämlich, für „Fast and Furious 7″ Leute nach Hause zu schicken, nur damit fünf Zuschauer um 20:15 Uhr „Mara“ gucken können.“

Beim Kinostart ging „Mara und der Feuerbringer“ mit 325 Kopien in die Republik. Gehen nicht genügend Leute in den Film, streichen die Kinobetreiber den Streifen aus dem Programm. Schon an diesem Wochenende flimmert „Mara“ am in Hamburg zwar zehn Mal über die Leinwand. Davon aber acht Mal mit Beginn noch vor 12 Uhr Mittags! Da braucht es schon einen gezielten Besuch, um den Streifen zu erhaschen. Und die Wahrscheinlichkeit, gegen lukrativere Filme ausgetauscht zu werden, steigt. Besonders zu einer Zeit in der Blockbuster wie der siebte „Fast and Furious“-Film, der krass beworbene „Home“ und das immens bekannte Franchise „Shaun das Schaf“ im Kino laufen. Da darf man die Frage stellen, warum die Constantin Film als Verleiher im schwer zu vermittelnden Genre nicht mal ordentlich ins Marketing reinbuttert. Gerade, wenn Starttermine Monate vorher feststehen und die harte Konkurrenz im Familien und Teenager-Sektor am Osterwochenende absehbar war.

Wochenlange Vorverurteilung

MARA_YT_KommentareAber was steckt hinter der initialen Entscheidung, auch am ersten Wochenende nicht den Film zu sehen? „Von der flächendeckenden Werbung anderer Filme mal abgesehen, ist das Problem, was wir momentan sehen, Folgendes: In den sozialen Medien blökte jeder Zweite schon im Vorfeld: ‚Öh, ein deutscher Fantasyfilm? Was für’n Kack! Lass das mal die Amis machen!'“, berichtet Tommy Krappweis. „Wenn man sich mal anguckt, was allein unter dem Trailer an Hass steht. Das ist unfassbar!“ Tatsächlich kann man sich unter dem offiziellen Trailer auf YouTube reihenweise durch Kommentare hindurch klicken, wie diesen: „Respekt dieser film wird einer der schlechtesten überhaupt dem Trailer nach zu folgen.“ (Rechtschreibung und Kommata unverändert.)

Erst in den letzten Tagen versuchen „Mara“-Fans verzweifelt, dort Sachlichkeit hineinzubringen und kommentieren fleißig zurück, wodurch aktuell der Eindruck einer Ausgeglichenheit entsteht. Krappweis kennt den Grund für die Abneigung: „Das ist ein wirklich verzerrter Hass, der uns entgegen schlägt, nur weil wir es wagen, deutsches Genre oder Fantasy zu machen. Man unterstellt uns direkt, wir Deutschen könnten es nicht. Was nicht stimmt.“

Diese Art Kommentare sind nicht unbekannt. Es war im letzten April, knapp vor einem Jahr. Gerade war der Trailer zu Baran Bo Odars Cyberthriller „WhoamI“ veröffentlicht worden. Sofort prasselten Kommentare unter das Youtube-Video, die sich in destruktiver Weise über den Trailer und deutsche Thriller und Genreversuche hermachten. Gleiches Bild in den sozialen Netzwerken. Im genreaffinen Freundeskreis auf Facebook wurde der Film mit US-Produktionen verglichen und es wurde gemutmaßt, wie kläglich er scheitern würde. Bei Filmen wie „Stereo“ von Maximilian Erlenwein oder Till Kleinerts „Der Samurai“, die beide 2014 auf der Berlinale liefen, gab es ein ähnliches Bild.

Nörgelnde Genrefans

Ich wiederhole nochmals: Das waren Genrefans! Keine Arthouse-Liebhaber, die Tom Schilling lieber in „Oh Boy“ sehen, als in einem düsteren Thriller. Leute, die Spaß haben an verdrehten Storys, auch mal bereit sind Stereotypen zu akzeptieren. Selbst die hat man hier in Deutschland gegen sich, wenn man nicht Vince Gilligan („Breaking Bad“) oder Peter Jackson („Herr der Ringe“) heißt? Tommy Krappweis sieht da auch eine Tendenz, die mit der Dynamik sozialer Netzwerke zu tun hat: „Es ist viel populärer zu sagen: „Das ist scheiße!‘ oder unter eine solche Äußerung einen Like zu setzen. Denn um eine positiven Post zu liken, müsste man sich ja die Kinokarte kaufen, sich zumindest damit auseinander setzen. Und das passiert nicht.“

Dass Filmemacher im Besonderen sich breiter Kritik ausgesetzt sehen, ist völlig okay. Es handelt sich beim Medium Film nunmal um ein Massenmedium, zu dem auch jeder Kinogänger gerne eine Meinung haben soll. Dafür sind wir ein freies Land in dem man mit Leuten anderer Meinung auf gleicher Grundlage diskutieren kann. Aber die gleiche Grundlage ist in diesem Fall ein Kinobesuch! Wer meint, aufgrund von schlechtem Gerede etwas mies machen zu müssen, das er gar nicht kennt, der halte tatsächlich besser seine Klappe.

Machen wir uns doch mal den Spaß und gucken uns die Behauptungen an. Immer wieder kommt das Argument: „Die Deutschen können Genre/Fantasy halt nicht.“ Echt? Was denn genau? Die Visuellen Effekte? Komisch, dass seit Jahren deutsche VFX-Firmen an den großen Hollywood-Blockbustern mitarbeiten und im Falle von Pixomondo gar einen Oscar für die „Besten visuellen Effekte“ von Scorseses „Hugo“ mit nach Hause brachten. Fun fact: Krappweis arbeitet aktuell mit dem Bummfilm-Ableger BigHugFX an den Visuellen Effekten des neuen Rocky-Films „Creed“. Ach so, das liegt an den Stoffen? „Wir haben hierzulande keine guten Genrestoffe.“ Auch wieder komisch, dass Cornelia Funke auf der ganzen Welt knapp 20 Millionen Bücher verkauft hat und auch die Herren Hohlbein, Eschbach und Moers nagen meines Wissens nach nicht am Hungertuch. Was also bleibt? „Es wagt halt keiner echtes Genre.“ Doch. Guckt nur keiner, weil alle vorm Rechner sitzen und Nörgeln.

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„Äh … da ist ein Lindwurm im Brunnenhof.“ (Foto: Constantin Film)

Ohne Vertrauen, kein Mut

Sicher ist richtig, dass es in den vergangenen Jahren wenig Versuche gab, an der Flaute deutscher Genreproduktionen im Kino etwas zu verändern. Der Grund liegt auf der Hand. Wenn es mal einen Vorstoß gab, wie Dennis Gansels Vampirthriller „Wir sind die Nacht“ von 2010, und dieser an der Kinokasse floppte, ist der Verve, Neues zu wagen, erstmal etwas gedämpft. Den Misserfolg machte Gansel im letzten Jahr im Interview, das ich mit ihm für zoom – Magazin der Filmemacher (Ausgabe 4/2014) führte, neben einer Menge Selbstkritik auch am Vergleich zu amerikanischen Produktionen wie „Twilight“ fest, mit denen sich hiesige Filme nunmal messen müssen. Das deutsche Publikum habe verständlicherweise keine guten Erfahrungen mit deutschem Genre gemacht.

Doch wie soll es zu guten Erfahrungen kommen, wenn diesen Produktionen nicht vorurteilsfrei begegnet wird? Ein wesentlicher Bestandteil jeder Marketingkampagne ist die Mundpropaganda. Wir glauben alle noch am liebsten unseren Freunden und der Familie, wenn sie uns empfehlen: „Geh‘ da rein! Der Film ist was für Dich!“ Aber wenn jedes mal ein paar selbst ernannte Genrehüter wie Türsteher vor der Disco jeder deutschen Produktion ohne sie zu kennen den Eintritt in ihr persönliches Genre-Walhalla verweigern, entsteht ein Ungleichgewicht. Vor allem, wenn das in dieser viralen Online-Öffentlichkeit geschieht.

Teil des Problems

Gehört Ihr zu denen, die mokieren, es gäbe keine vernünftige deutsche Genreproduktion? Dann seid Ihr Teil des Problems, nicht dessen Entdecker! Deutsches Genre muss mit offenen Armen empfangen werden. Dann darf es gerne thematisiert, diskutiert und konstruktiv kritisiert werden. Aber wenn es schon bei jedem Trailer zu einer verbalen Diffamierung kommt, die sich im kollektiven Bewusstsein festsetzt, ist es kein Wunder, dass sich später niemand den Film im Kino anschaut.

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Gruppenbild mit LARPern: Lillian Prent und Jan Josef Liefers (Foto: Constantin Film)

Ändern wir unsere Sprache! Schon Marcus Aurelius sagte: „Mit der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“ (Die direkte Übersetzung klingt etwas weniger poetisch als die hier.) Genau so ist es. Ich verlange nicht, jeden Quark in den Himmel zu loben. Das kann auch nicht der Sinn sein. Aber statt der ewigen Skepsis, die im schlimmsten Fall noch Kenntnis vorspielen soll, vielleicht beim nächsten Mal eine positive Haltung einnehmen. „Geil, dass es mal wieder jemand wagt!“

Momentan formiert sich eine bemerkenswerte Bewegung im Netz. „Mara“-Fans haben eine „Gebt ‚Mara‘ eine Chance!“-Kampagne ins Leben gerufen und posten Memes, die darauf Bezug nehmen auf Facebook und Twitter. Auch von renommierten Fantasy- und Science-Fiction-Websites und Organisationen erfährt Tommy Krappweis Zuspruch. Ob Startrek.de, Spieletipps.de, Deutschlands größte Conventions wie der HobbitCon, der Science-Fiction-Club Deutschland, das GameStar-Magazin oder begeisterte Zuschauer: Die Facebook-Feeds von Krappweis Kontakten und Abonnenten waren in den letzten Tagen so vollgestopft mit Lob und Empfehlungen für den Film, dass der Regisseur in einem Posting um Zurückhaltung bat um „Mara nicht zu candy-crushisieren“. So wurden immerhin die Hasskommentare unter dem „Mara und der Feuerbringer“-Trailer auf Youtube durch zahlreiche Positivbekundungen verdrängt. Ob das für eine erneute Chance im Kino reichen wird, ist fraglich.

Ebenso, wie die Fortsetzung der Romanreihe im Kino. Darüber zum aktuellen Zeitpunkt zu spekulieren, gerade mal eine Woche nach Kinostart, hält Tommy Krappweis allerdings für unsinnig. Auch das Geld für eine erneute Kino-Marketingkampagne hält er beim DVD/Blu-ray-Release für intelligenter investiert. Was dann und nach der TV-Ausstrahlung geschieht, ist ungewiss. Optimist Krappweis jedenfalls kann sich vieles vorstellen, Fernsehserie, Mehrteiler sogar ein Game, was die Geschichte der verbleibenden Romane weitererzählt: „Ich bin nicht der Typ, der aufgibt, weil mal was nicht klappt. Eher im Gegenteil.“

  • Auf der offiziellen Filmseite von „Mara und der Feuerbringer“ findet sich links, unter dem Filmplakat, ein Link zum Kinofinder, der nach Eingabe der Postleitzahl die nächsten Spielstätten ausspuckt.
  • Fortlaufende Zahlen zur Kinoauswertung von „Mara“ finden sich bei Insidekino.com – leider schon auf der Kinoflop-Seite.
  • Wer sich als Filmschaffender konstruktiv für den deutschen Genrefilm einsetzen will, findet in der Initiative „Neuer Deutscher Genrefilm“ Gleichgesinnte.

NACHTRAG 12.04.2015 11:43 Uhr: In einer früheren Fassung des Textes behauptete ich, die Bummfilm habe die „ProSieben Märchenstunde“ produziert. Stattdessen tat dies die Rat Pack Filmproduktion, bei der Bummfilm lagen Regie, Buch und Postproduktion.

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37 Antworten

  1. Die Probleme des deutschen Genre-Kinos (und nicht nur da) liegen doch viel tiefer. Zu Stummfilmzeiten herausragend (Caligari, Nosferatu, Golem usw. u.s.f.) kam das phantastische Unterhaltungskino im den 60igern in der absoluten B-Nische wieder (so dass nur brettharte Genrefans diese lieben konnte, als Beispiel sei da nur Reinls Nibelungen oder Die Schlangengrube und das Pendel angeführt). Größeren Schaden haben die Regisseure des Oberhausener Manifestes angerichtet. Filme wie Geißendörfers Jonathan oder Herzogs Nosferatu-Version würde Homer Simpson mit dem Attribut „Laaaaaangweilg“ versehen.

    Einzig im Splatter-Bereich ist in erster Linie mit Jörg Buttgereit zumindest ein Regisseur von Format unterwegs, aber das ist ja nur eine randerscheinung des Genrefilms. Die Komödie Nur über meine Leiche (Mit Christoph Ohrt, Katja Riemann und einer großartigen Ulrike Folkerts gingen unter, weil das deutsche Genrekino sich über Jahrzehnte selbst hingerichtet hat. Und vor ein paar Jahren wurde mal wieder ein Mabuse-Film angekündigt … Und da wurde nicht nur ein Thriller angekündigt, sondern man wolle auch politische und soziale Probleme aufarbeiten. Bedeutungsschwanger, ick hör dir trapsen …. Oder solche Versuche wie Endemol John Sinclair in Film und seruie umzusetzen und statt eines krachenden Actionsabenteuers etwas ungeheuer langweiluiges zu produzieren … Die deutsche SF in gedruckter Form richtete sich hin, weil die SF auch gesellschaftspolitisch relevant erweisen bzw. der Weltrevoluttion dienen müsse. Ein Lektor eines großen Publikumsverlags sagte einmal vor Jahren zu mir, dass man einmal einem deutschen und einem amerikanischen Autor die Aufgabe stellen müsse, einen SF-Roman in einem Wohnbloick so groß wie Hamburg zu schreiben. Der deutsche Sf-Autor würde nun erstmal eine Abhnadlung in Soziologie schreiben, während der Ami eine Leiche herumlassen würde und eine Detektiv ála Marlowe nun das Gnaze würde klären müssen. Ist es da ein Wunder, dass in erster Linie Perry Rhodan ein Aushangschild für deutsche SF ist.

    Erst seit zehn, fünfzehn Jahren gibt es da im Gruckbereich Namen w ie Heitz, Meyer (die ich im Artikel vermisst habe), Eschbach und Co., die da lockig vor sich hin Genreliteratur unterhaltend erzählen. Ende in den Siebzigern und Hohlbein in den Achtzigern haben erste Breschen geschlagen, aber bis die Selbstvernichtung des deutschen Genrekinos Fans und Zuschauer nicht mehr abschreckt wird es dauern. Sehr viel länger. Dazu gehört es auch wirklich erstmal wieder hervorragendes Unterhaltungskino zu drehen. Und dasa uch immer wieder zu versuchen.

    Da braucht es noch viele Maras und andere bis das funktioniert. Und da muss amn mehrv als ein paar tausend genrefans überzeugen, sondern vor allen Dingen muss man ein Massenpublikum überzeugen.

    es wird schwer, den Ballast der Vergangenheit abzuschütteln …

  2. Das Genre wieder im Mainstream zu verankern, da stimme ich zu, würde auch eine „Mara“ nicht erreichen, auch bei großem Erfolg nicht. Das kann man sicher heute nicht mehr dem Oberhausener Manifest ankreiden. Die Bewegung spielte ja eine wichtige Rolle in der Bewältigung der Kriegsvergangenheit. Dass in der Folge strukturelle Probleme nicht erkannt und zum Beispiel im Filmfördersystem nicht korrigiert wurden, diese Gründe reichen bis in die Kulturpolitik hinein.

    Die polemische Gegenüberstellung von Arbeitsweisen deutscher und amerikanischer Autoren halte ich für wenig zielführend. Es muss sich ja eine genuine deutsche Genreidentität herausbilden. Wenn das über den Umweg der einen oder anderen „Sozialstudie“ geschieht, bin ich dabei. Und Meyer, Heitz, Eschbach und Konsorten haben das im Romansektor durchaus bereits geschafft! Die Frage ist, ob sich in naher Zeit genügend Mut (und Geld) aufbringen lässt, diese Suche (und damit Experimentierfreudigkeit) auch im Massenmedium Film zu wagen. Auch, wenn das Publikum – verbal und nonverbal – das abstraft. Dafür stehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Zeichen nicht gut.

    • Das Oberhausener manifest und seine Regisseure kann man als Teil des Problems sehen. Unterhaltungskino war quasi ein erklärter Feind. Und sieht man sich die Filme an … Nee danke. Da war soviel überkandidelter Schrott dabei.

      Und wenn Du jemanden mitnehmen willst, alngweuile nicht, sondern verpacke solche Anwandlungen in eine gfeschichte. Aber auch hier liegen Wurzeln,weil diese Art SF ein breites Publikum abschreckte. Es fehlt der immer wieder gern beschworene Sense of Wonder. Die Heitzens uind Eschbachs schreiben dagegen an, aber deutsche SF (abseits von Rhodan) tut sich immer noch schwer, wie auch Heitz mit seinem Justifier-Projekt erfahren muss.

      Und was ein eigenes Konzepot angeht. Perry Rhodan ist ein gutes Beispiel die klassische amerikanische Space Opera mit einem eigenständigen deutschen Touch zu versehen. Hat Erfolg und läuft.

  3. Hannes sagt:

    Natürlich spielen die Hater gerade bei deutschen Filmen eine nervige Rolle. Völlig auf diese sollte man den Misserfolg bei Mara aber auch nicht schieben. Wie im Artikel schon angerissen haben Verleih und Marketing einen gehörigen Anteil. Allein dass man den Film am gleichen Tag wie die Cornelia Funke Verfilmung Gespensterjäger mit Anke Engelke ins Kino bringt, war schon ein Fehler. Wenn man Mara als Familienverfilm vermarkte, dann datiert man ihn nicht exakt identisch mit einem anderen deutschen Fantasy-Familienfilm. Selbst bei uns im Kino (die eigentlich jeden Familienfilm zeigen) lief lediglich Gespensterjäger an. Dazu die Blockbuster-Konkurrenz mit Fast & Furious. Dieses und nächstes Wochenende scheinen mir allein von der vorhandenen Konkurrenz her um einiges besser geeignet. Weiterhin hat man es auch nie wirklich geschafft, echte Medienaufmerksamkeit zu kreieren. Die Berichterstattung war ja lange Zeit kaum vorhanden. Als dann ein Trailer kanm wurde er über einen deutschen YouTuber erstveröffentlicht, die ja auch eine Zielgruppe haben, die man jetzt nicht unbedingt als weltoffen und tolerant bezeichnen kann. Unter diesen Umständen hatte es Mara wirklich nicht leicht. Kann einem wirklich leidtun, da er wirklich unterhaltsam ist.

  4. JFlo sagt:

    Es ist sicher auch ein Qualitätsproblem, das aber auch mit fehlender Masse zu tun hat. Unter den 15 deutschen romantic comedies pro Jahr sind 2 gute. Unter den 3 deutschen Fantasy Filmen ist dann vielleicht kein Hit dabei.

    Meine Einschätzung, die darauf basiert, dass ich mich gezielt entschieden habe nicht in Mara zu gehen:
    Die Kampagne hatte zwei Schwachstellen und erweckte damit den Eindruck, dass der Film nicht lohnt: 1. der Trailer war schwach und ließ die Hauptdarstellerin schlecht aussehen. Statt sich über böse Kommentare zum Trailer zu beschweren, hätte man besser schnell einen neuen Trailer geschnitten, denn auch wenn die Hasskommentare von Trolle waren,steckte was Wahres drin.
    2. Die guten Kritiken kamen aus der falschen Richtung. So schön Lob von der GameStar ist, mich macht es eher stuzig. Gerade um Eltern mit Kindern anzulocken hätte man andere Rezensionen gebraucht oder (wenn es sie gab) nach vorne stellen müssen.
    Zum Schluss die Frage, ob es nicht auch die Qualität des Films war, denn anscheinend gab es von denen die drin waren auch keine positive Mund zu Mund Propaganda.
    Fazit: wir müssen mehr Filme dieser Art wagen, nur so schaffen wir den Nährboden für echte Perlen.

  5. Genrefans in Deutschland – das ist auch eher eine überschaubare Gruppe. Wenn man den Comic Con und seine mediale Präsenz denkt, das ist schon deutlich mehr, aber auch da ist es eher eine letztlich überschaubare Minderheit,a ber aufgrund der Präsenz in allen Medien haben Hollywoods Produzenten und Regisseure Angast davor, denn die Stimmen einiger weniger werden ziemlich verstärkt wiedergegeben. Das sind mehr als ein paar You-Tube-Kommentare, die von wie vielen potentiellen Kinogängern wahrgenommen wurden (??)

    Nein, der deutsche Genrefilm hat sich selbst enteiert und keine Tradition mehr. Entweder das wurde zu billig oder zu abgehoben. Und manchmal scheint mir als bestünde seit Männer der deutsche Film aus Liebes- und Beziehungskomödien. MarasScheitern an den Kinokassen darauf zu schieben greift eben zu kurz, zumal mir der Film von ausgewiesen Genrefans (um nicht zu sagen Geeks) eben empfohlen wurde. Auch auf facebook finden sich eine Reihe Empfehlungen.

  6. Kai Hirdt sagt:

    Zur Frage des Genres mit deutschem Touch …

    Einen deutschen Touch muss man nicht mutwillig schaffen, der entsteht schon ganz von selbst, wenn deutsche Künstler Genre machen. Deshalb funktioniert eben Perry Rhodan, weil das Ziel da in erster Linie ist, gute Unterhaltung zu machen – nicht tiefgehende soziologische Probleme zu wälzen.

    Die soziologischen Probleme kommen sowieso vor. Himmel, in meinem RHODAN-Erstling gehen sich die Angehörigen dreier Spezies, die eigentlich verbündet sind, irgendwann an die Gurgel, nachdem sie Monate gemeinsam gestrandet sind. Das war aber nicht ätzend und belehrend, sondern superspannend. (Zumindest beim Schreiben. Ich hoffe, auch beim Lesen.)

    Wem aber die Gesellschaftskritik wichtiger ist als seine Leser/Zuschauer zu unterhalten, der muss sich nicht wundern, wenn die sich woanders hin wenden.

  7. Robert sagt:

    Alles zu „heavy“, (zu tragend, schwer,tiefgründig, nachdenklich)…
    ich will unterhalten werden, wenn ich ins Kino gehe…
    Das Plakat ist „crap“ … weil 2 Leute, die mich schlecht gelaunt angucke – die hab ich
    hier jeden Tag und in jedem Geschäft…
    Ein Haus auf der einen Seite, Feuer auf der anderen (n aund ?)
    Warum nicht diesen tollen Drachen da drauf?
    Aber es gibt Parallelen: Wie kan man einen solchen tollen Film wie „John Carter“ John Carter nennen ?
    Absolut Schwachsinn, der auch floppte

    Ich denke wir können viel z.B. von den Engländern lernen, wie man Unterhaltung macht …
    Denkt doch mal an die Zuschauer … die wollen unterhalten werden,
    oder fällt es Deutschen schwer „nur zu unterhalten“ … ?

    Wenn man sich das gegenwärtige Doku und Casting und Krimi Programm anschaut,
    könnte man das fast glauben …

    Winnetou und Jeremy Cotton in den 60-igern war doch toll –
    und Heinz Ehrhard, Loriot … (Zwar andere Genren, aber es geht doch) – es geht doch

    Die Schauspieler in dem gennanten Film oben, waren einfach langweilig und überbewertet…

  8. Also, Robert, Deine These ist, dass das Plakat „Unterhaltungsfilm“ sagen muss, damit die Leute reingehen?

    Wie erklärst Du Dir unter dem Gesichtspunkt den Riesenerfolg von „Honig im Kopf“? Kein Witzplakat. Echt schwere Kost, Demenz und so. Dennoch 6,5 Millionen Zuschauer. Nur wegen Til Schweiger? Das glaube ich nicht.

    Ich bin sofort bei Dir, wenn wir über nicht durchdachtes Marketing sprechen. Auch, wenn wir von Lernprozessen sprechen, bei denen der anglo-amerikanische Sprachraum deutlich weiter ist. Aber das ständige Suggerieren, davon ließe sich auf die Qualität schließen und „Wir Deutschen können das einfach nicht.“ greift zu kurz.

    Hast Du den Film gesehen?

  9. Tommy Krappweis sagt:

    Hallo beinander, danke für die sehr interessanten Diskussionsbeiträge. Viel wahres dran und viel hilfreiche Hinweise.
    Zum Thema ‚Kritik von der GameStar‘ will ich anmerken, dass ich mich gerade darüber sehr gefreut habe. Und dass ebenso von der Süddeutschen, der dpa und der Bild klare Empfehlungen ausgesprochen wurden. Wir hatten schon nach den Pressevorführungen etwa 90% sehr positive Reaktionen und entsprechend bildete sich auch die Meinung in den Medien ab. Wer den Film nicht mochte, zerriss ihn dafür in ganz besonders kleine Fetzen. Aber so ist das eben und schließlich haben auch diese Leute den Film immerhin gesehen, bevor sie ihn beurteilten.
    Zum Thema ‚Reaktionen und Weiterempfehlung‘ kann ich nur sagen, dass ich noch nie in meinem Leben für irgendwas so viele jubelnd positive und teils hochemotionale Reaktionen bekommen habe wie für diesen Film. Auf den Fremdbeiträgen der Marafilm FB Page kann man das gut sehen. Meine Feeds sind natürlich voll davon, aber ja auch ein selektiver Schnitt.

  10. JFlo sagt:

    @Tommy
    Klar ist auch ein Lob der Gamestar super erfreulich. Nur würde ich sie eben nicht als oberste auf die Webseite stellen.
    Denke der direkte Start gegen ‚Gespensterjäger‘ (mehr als doppelt soviel Besucher pro Kopie) im Jungendbereich und gegen ‚F&F7‘ bei den jungen Erwachsenen war auch extrem hart. Und dann lief ja auch immer noch ‚Home‘ extrem stark. Ich verstehe aber, dass der Verleih Ostern mit nehmen wollte, statt zwei, drei Wochen nach hinten auszuweichen, wo es deutlich ruhiger wäre.
    Würdest du denn am Trailer im Nachhinein etwas ändern?
    Ich bin übrigens beeindruckt, wie direkt du (auch auf YouTube) mit dem Publikum (also uns) diskutierst!

  11. Tommy Krappweis sagt:

    @JFlo
    Doch, gerade dieses Lob fand ich besonders, denn ich habe diesen Film auch für die Gamer gemacht. Ich wollte zb, dass Mara Gaming-Termini ganz normal verwendet („Endgegner, Levelboss, aufgelevelt“) ohne dass es groß thematisiert wird. Mich nervt die Darstellung von Gamern in Film und TV zunehmend und ich wollte klarstellen, dass man heute sowas einfach als Begriff benützt. Der Creditsong „Ein Echter Wahrer Held“ ist außerdem eine Coverversion des gleichnamigen Songs aus einer Games-Parodie-Serie namens „Hoppers“ auf dem YT-Channel High5. Den Song hatten wir damals geschrieben und gemeinsam eingesungen für Folge 7 und er hat sich zu einer Art „Motivationshymne“ gemausert.
    Ich kenne mich null aus mit Startterminen, da muss ich ehrlich sein. Ich kann Filme herstellen, aber kein Umfeld einschätzen etc. Ob eine Woche später gut oder schlecht oder egal gewesen wäre, ist bestimmt diskutierbar. Aber Fakt ist, dass die Kinos voll waren und die Leute in andere Filme gegangen sind. Auch in Filme die schon „ewig“ liefen. Aber eben nicht in unseren. Insofern glaube ich nicht so sehr, dass das das Problem war.
    Der Trailer war zu diesem Zeitpunkt das, was zunächst dem Verleih sinnstiftend für die Kampagne erschien. Produktion und ich konnten dann Vorschläge machen, was man ändern könnte und auf die meisten Vorschläge wurde eingegangen. Im Nachhinein kann man immer sagen, dass man was ändern würde, aber ich finde dass er ganz gut zeigt, was unser Film ist: Ein deutscher Fantasyfilm um germanische Mythen mit Humor und mit hierzulande ansehntlichen VFX. Es wurde dann noch ein zweiter Trailer hergestellt, den man mit FSK0 laufen lassen kann, damit er auch im Trailerblock selbiger Filme laufen kann. Da ja auch 6-12jährige und deren Eltern in FSK-0-Filmen sitzen, war das für mich nachvollziehbar.
    Insgesamt hätte ich am liebsten ganz generell einen Trailer gehabt, der wie FSK12 daherkommt. Auf den Humor hätte ich trotzdem nicht verzichtet. Ob man die Darstellung meiner Hauptfigur gut findet, ist Geschmackssache. Daran würde ich niemals was ändern. Denn ich mag kein Hochdeutsch-Synchronsprech-Singsang. Ich wollte, dass meine Mara genau so monoton, bockig und in sich gekehrt spricht wie das Teenies in Wirklichkeit tun. Kein Fishing for Sympathy, keine Beautyshots, keine geschliffenen Takes. Stattdessen zu große, nachlässige Klamotten, wenig „Spiel“, in Diskussionen mit der Mutter genervte Grimassen etc. Dazu stehe ich.
    Ich bin ein großer Freund von nennen-wir-es-mal-virtueller Nähe, weil ich finde dass es den Leuten die Dinge herstellen gut zu Gesicht steht, sich mit den Leuten, die den Kram dann anschauen sollen, auch zu beschäftigen. Ich bin auf Mittelaltermärkten, Conventions, auf der GamesCom und überall bin ich gerne. Diese Menschen sind mir deutlich lieber als der 100. Stehempfang.

  12. Martin LeMar sagt:

    Ich habe den Film leider noch nicht gesehen, weshalb ich ihn wirklich nicht beurteilen kann. Was ich aber grundsätzlich hier bemäkeln muss, ist gar nicht einmal die Problematik der Genre-Film Akzeptanz, sondern der Schnitt, die Sprache und der gewählte Fokus, sowie den Song des Trailers.
    Hollywood macht aus Trailern Events.
    Events, die zwar nichts über die wahre Qualität des Filmes aussagen, aber die sichtlich darauf abzielen Interesse der breiten Masse zu wecken.
    In diesem Fall muss reine Marketing und Werbe Kompetenz das gewünschte zielpublikum erreichen.
    Dass die Kommentare unter dem Trailer so enden würden, hätte ich den Verantwortlichen schon direkt nach dem cutten sagen können und sie wieder an den Rechner geschickt.

    Wir leben in einer schnellen Zeit und das Publikum des Kinos wird durch Trailer gewonnen, nicht durch Kritiken in Feuilletons, die junge Leute nicht lesen. Deshalb muss da mehr drauf geachtet werden.
    Wenn constantin oder wer auch immer dafür zuständig ist noch nen QA Manager Trailer braucht, dürfen sie mich gern anmailen lol

    Spass beiseite und zurück zum Kern.

    Ja, deutsche Genrefilme haben es schwer. Und ja gerade bei Fantasy wird es wirklich hakelig.
    Ich wünschte das wäre nicht so, dann würden auch mehr Studios das Risiko eingehen können, ambitionierten Projekten und Jungen talentierten Autoren und Regisseuren die Möglichkeit zu geben, ihre Stoffe zu verfilmen und wir hätten mehr gute Filme dieser Art.
    Ich hoffe mal, dass mich Mara so überrascht, nach diesem Artikel.

    Und noch ein Letztes Mal: passt in Zukunft auf, wie ihr eure Trailer gestaltet. 😉

  13. Irgendwie wundert mich das ganze Geschehen nicht. Es ist ja schon fast eine Tradition, daß „der Prophet im eigenen Lande“ in Deutschland nichts gilt. Die Masse wurde ja auch über Jahrzehnte so erzogen. Ich bin da durchaus sehr offen und kämpfe bereits seit Jahren für eine Neubetrachtung der deutschen Filmgeschichte, die für viele mit den Kanon-Titeln des Weimarer Kinos endet.

    Der Trailer sieht für mein Empfinden sehr gut aus, ich halte mich dennoch nicht für die primäre Zielgruppe. Zwar weiß ich nun, daß ich keinen eher flachen Film erwarten soll, den der Trailer ohne weiteren Kommentar durchaus suggerieren kann, doch ich bin auch nicht sonderlich an Herr der Ringe oder Harry Potter interessiert und Game of Thrones habe ich auch noch nicht gesehen. Low Fantasy bzw. Sword & Sorcery ist mehr mein Ding. Ich würde nun aber überlegen, ob der Stoff nicht doch was für meine Nichte und meinen Neffen sein kann.

    Was mich aber in Hinblick auf das Marketing erschreckt, ist, daß der Film vor diesem Artikel wirklich nirgendwo in meinem Datenstrom stattgefunden hat. Zwar bin ich selbst als Autor eher auf die filmischen Randgebiete und das Obskure abonniert, aber irgendeiner meiner großteils aus Filmfans, Blogger und Journalisten bestehenden Onlinekontakte hätte doch mal über so eine vergleichsweise große Nummer stolpern müssen. Mir ist nicht bewusst, daß dies geschehen ist, denn wie erwähnt höre ich von dem Projekt jetzt zum ersten Mal.

    Ich kann mir aber gut vorstellen, daß Mara ein Grower wird, der über Heimauswertung und Fernsehen entdeckt wird. Selbst Kultstreifen wie 23 oder Bang Boom Bang wurden für die wirkliche Masse erst über die Videothek erschlossen und gerade für deutsche Produktionen hat das Fernsehen eine große Bedeutung, denn durch die Produktionsbeteilligung von Sendern ist das Publikum an eine enge Vermarktungskette gewöhnt, bei der vermutlich die Glotze auch eine antrainierte Alternative zur Kinoleinwand ist. Es ist vielleicht auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung, wenn ein Zuschauer einen zwanzig mal teureren Film für den gleichen Eintrittspreis bekommt – darauf deuten jedenfalls auch einige Youtube-Kommentare. Außerdem hat noch so kitschiges Genrekino ja auch über die Eventmovies eher eine Tradition im Fernsehen, ach, sogar ein Dominik Graf kann sich da eher positionieren als auf der großen Leinwand.

    Hätte, hätte… vielleicht fehlt tatsächlich auch ein Eichinger, der Filme wie die irgendwo im Zusammenhang genannten Unendliche Geschichte aus dem Quark bekommen hat. Großes Kino lebt nicht nur von Dichtern und Denkern, sondern auch von Geschäftsleuten und Visionären. Ich könnte mir z.B. gut vorstellen, daß Mara im Ausland ganz gute Chancen bekommt, speziell, wenn es eine auf Englisch gedrehte Fassung gibt.

  14. derek sagt:

    „vorverurteilung, nachdem man nur den trailer gesehen hat“, muss einen aber auch nicht wundern, wenn man diesen trailer gesehen hat. es tut mir aufrichtig leid das sagen zu müssen, aber für meinen geschmack ist dieser trailer eine regelrechte parade der probleme des deutschen (genre-)films, und ich rede jetzt nicht von den production values. ich mag ja den film nicht vorverurteilen, aber der trailer ist für mich als genre-fan – der nach lektüre dieses artikels mit maximalem wohlwollen auf den youtube-link geklickt hat – aus zahllosen gründen leider ein ziemlicher totalausfall, ich wüsste kaum wo ich anfangen soll.

    das klingt jetzt natürlich nicht besonders konstruktiv, aber ich wüsste nicht, welche andere bewertung ich einem trailer geben sollte, der mir jegliche lust verdirbt, einen film anzusehen, den ich nach lektüre dieses artikels eigentlich schon aus prinzip auf die watchliste gesetzt hätte. das muss man erstmal hinkriegen!

    sorry…

    • Mario sagt:

      Der Meinung von Derek muss ich mich leider anschließen und ich habe nicht nur den Trailer, sondern auch den Film gesehen. Mir ist ebenfalls klar, dass ein (wenngleich in Deutschland hohes) Budget von 6,5 Millionen nicht mit einem 150 Millionen-Blockbuster mithalten kann, aber das würde ich auch nicht als Maßstab setzen. Es ist, so auch hier, die halbgare Umsetzung, die ihren eigenen Stärken nicht vertrauen kann. Fantasy als Genre lebt geradezu von Behauptung; die kleinste Ironisierung oder Distanzierung erstickt den Film.

  15. Ringo sagt:

    Ich habe den Eindruck, dass der Film sein Genre ein wenig… wie soll ich sagen… verfehlt haben könnte. Wenn Mara ein Fantasyfilm sein will, erwarte ich als Fantasyfan Epik und eine gewisse Ernsthafigkeit. Der Trailer suggierter aber vielmehr: Hier gibts zwar ansprechende, opulente Fantasyelemente – hauptsächlich gehts aber um Gags. Und ich glaube, das zieht bei Fantasyfans nicht. Das wäre so, als würde der Herr-der-Ringe-Trailer nur aus Szenen bestehen, in denen sich Legolas und Gimli pingpongmäßig lustige Sprüche um die Ohren hauen. Versteht mich nicht falsch: Diese Szenen SIND lustig und haben ihre Berechtigung – trotzdem ist der Grundton bei HdR sehr ernst; bei Mara habe ich diesen Eindruck nicht. Und ich vermute mal, dass das das Interesse einer großen, potenziellen Zielgruppe (Fantasyfans, Rollenspüieler etc.) verspielt hat. Wäre der Film deutlicher im Fantasygenre platziert gewesen, wäre der Zuschauer-Zuspruch VIELLEICHT größer gewesen. Dazu muss ich aber gestehen, dass ich den Stoff des Films nicht kenne… mein Eindruck stützt sich alleine auf den Trailer – aber ich glaube, dass extrem viele Zuschauer ihre Den-guck-ich-mir-an-Entscheidung genau dann treffen, wenn sie der Trailer gepackt hat.

  16. Aber wenn ich Deiner Argumentation folge, Ringo, hieße das, wir müssten uns in Deutschland internationaler orientieren. Das erhöht aber auch die Gefahr, genau mit den 200-Mio-Blockbustern verglichen zu werden. Da kommt dann wieder das Argument, das wir da nicht mithalten können. Hier ist mal ein origineller deutscher Genrestoff, der die germanische Mythenwelt thematisiert, mit Humor daher kommt und eine nicht alltägliche Hauptfigur hat. Also eigentlich ein schöner Anstoß zur Stiftung einer deutschen Genreidentität. Dass wir uns an der Ernsthaftigkeit einer LOTR-Trilogie ausrichten sollten, halte ich für sehr limitierend, wenn wir hierzulande einen weniger krampfhaften Umgang mit den Genres hinkriegen wollen.

    Aber ich gebe den Vorrednern Recht, der Trailer hat in der Tat wenig auf den Film, einerseits die Komplexität und andererseits den „ernsten“ Rahmen der Geschichte vorbereitet.

    • Ringo sagt:

      Puh, so weit würde ich da gar nicht gehen – also ich kann mir durchaus vorstellen, einen tollen, deutschen Fantasyfilm zu sehen, der einen ernsthaften Grundton hat. Das ist ja nicht zwangsläufig eine Budgetfrage. Mir persönlich gehts wie gesagt eher um den grundsätzlichen „Ton“, in dem ein solcher Film präsentiert wird. Bei dem Mara-Trailer entstand bei mir eher der Eindruck, es handele sich tendenziell eher um eine Fantasy-Parodie. Das muss ja auch gar nix Schlechtes sein, nur spricht mich, den Fantasy-Fan, so etwas weniger an, als ein Fantasyfilm, der „sich selbst zumindest in weitesten Teilen ernst nimmt“. Und wenn ich mich selbst mal als halbwegs typischen „klassischen Fantasykonsumenten“ bezeichnen darf: Mich sprechen auch Produktionen mit wenig Budget an. Ich fand die polnische Miniserie „Wiedzmin“ (die Vorlage des Computerspiels „The Witcher“) total gut, auch wenn die Effekte ziemlich grottig waren. Auch dort gab es etliche Comic Reliefs – aber der Grundton war sehr ernst. Sowas mag ich! Und ich glaube, dass sowas auch allgemein gut ankommt (ist natürlich jetzt eine sehr freimütige Spekulation 😉 )

      Aber nur, um das mal klarzustellen: Ich möchte Mara gar nicht schlecht machen. Ich versuche nur, mich auf die Suche nach einer Erklärung zu machen, warum der Film nicht so gut ankommt – ganz unabhängig von der inhaltlichen Qualitätsfrage. Und nach meinem (zugegebenermaßen sehr subjektiven) Eindruck erschien mir die Vermarktung des Films irgendwie an der Zielgruppe „Fantasyfans“ vorbeigelaufen zu sein. Zumindest, wenn ich ein hinreichend repräsentativer Stellvertreter dieser Personengruppe bin 😉

      • Es kommt nicht so rüber, als wolltest Du ihn schlecht machen, keine Angst. Im Gegenteil, ich glaube, Du bist ein sehr gutes Beispiel für die unterschiedliche Zielgruppenansprache. Und die war ja vom Marketing bewusst in diese Kanäle gelenkt. Auch wenn das vielleicht nicht die Entscheidung des Regisseurs (und Autoren der Vorlage) war.

        Vermutlich wärst Du überrascht, wie ernst der Film sein Grundthema nimmt. Aber vermutlich wäre Dir auch der stete, ironische Unterton dann zuviel Humor. Den mag ich persönlich sehr. Und da sieht man auch schon, das es am Ende eine Geschmacksfrage ist, wie in vielem.

        Bei Dir wäre ich echt gespannt, wie Du ihn findest, wenn Du ihn siehst!

  17. Anke Rammé sagt:

    Ich finds toll- Fantasy, Deutsch…(i mag keine amerikanischen Filme…!) und gut gemacht und umgesetzt! Und i freue mich RIESIG auf den Film und werde, bis er hier zu finden ist, meine Freundinnen mit Mundpropaganda überzeugen…. I wohne in 86987 Schwabsoien- also BAYERN… und da gibts no gar keine Vorführungen???? !!!! Es ist bestimmt ein super Film… und wird sich auf Dauer durchsetzen!!! Gute Filme lmüssen keine Quotenreisser sein! Das Filmplakat finde ich nicht ganz so gut getroffen- weil MIR zu reisserisch…. denn grad das Fantasievolle find i toll… aber mir ist das PLAKAT egal, wenn ich den Film sehen will…. WIr Deutschen haben halt immmer alles zu bezweifeln…. hört net auf die KRITIKER, auch nicht auf die Quote!!! “ Hier ist mal ein origineller deutscher Genrestoff, der die germanische Mythenwelt thematisiert, mit Humor daher kommt und eine nicht alltägliche Hauptfigur hat. Also eigentlich ein schöner Anstoß zur Stiftung einer deutschen Genreidentität. “ Ja, es darf NEUES in die deutsche Filmlandschaft…. es muss mehr geben als „KeinOhrhasen“ – Genre (hab i net gesehen…) …… und I GFREI mi auf den Film!!!! <3

  18. Daniel Rumold sagt:

    Ich denke das Problem in Deutschland ist vorallem im Marketing zu suchen. Ein Film wie Mara wäre im Anglo-Amerikanischen Raum einfach nicht als Familienfilm beworben worden sondern eben als Fantasyfilm. Bei deutschen Filmmarketingleuten scheint aber jedes Mal wenn es um Zauberei, Drachen oder ähnliches geht sofort der Ordner Familienfilm aufzuspringen. Mara wäre da nicht der erste Film dem das passiert, auch einige hervoragenden ausländischen Produktionen gerade aus dem skandinavischen Bereich ist das passiert. Der nach dieser Entscheidung folgende Krampfhafte versuch den Film als Familienfilm zu bewerben hat auch deutlich zu einem schlechten Trailer geführt der dem Film nicht gerrecht wird. Der Filmstart gleichzeitig mit Gespensterjäger hat sein übriges getan. Ich bin mir fast sicher wäre der Film als das was er ist, ein wirklich gutgemachter spannender Fantasyfilm aus deutscher Produktion, beworben worden wäre der Flop vermeidbar gewesen. Leider wirkte die ganze Marketingkampagne sehr wie ein billiger Harry Potter abklatsch, was nicht wahr ist. Dieser Marketingansatz konnte bei Mara nicht funktionieren, erstens ist die Buchreihe beiweitem nicht so gekannt wie Harry Potter, zweitens ist zwar das Thema ähnlich der Film und auch die Buchreihe unterscheiden sich aber wesentlich von Harry Potter ob nun im Stil oder in der Art des Erzählens. Statt sich Spezialisten für Special Effects aus Amerika kommen zu lassen würde ich lieber mal Spezialisten für Filmmarketing von dort hohlen, irgendwie machen die das deutlich besser als ihre deutschen Kollegen. Achja, Jugendliche und Junge Erwachsene, also die die einen Grossteil des Kinopublikums ausmachen werden halt nicht in einen Familienfilm gehen, warum auch, sie sind ja keine Familie. Das getrolle im Internet ist leider mittlerweile bei fast allem Standart und vorallem ärgerlich und hat sicher seinen Teil dazu beigetragen.

    • Das ist mal eine tolle Idee: „VFX können wir, holt US-Marktingleute!“ Wobei man hier dazu sagen muss, dass die Constantin Film echt einer der erfahrensten und erfolgreichsten Verleiher Deutschlands ist. Umso bemerkenswerter ist es da, dass auch die Leute, die „Der Untergang“ erfolgreich ins Kino brachten, anscheinend vor Fantasy in die Knie gehen.

  19. nathalie sagt:

    Ich bin 15 und weiblich. Das Plakat sieht aus wie „Ausflug mit Papa“. Sowas möchte ich nicht sehen. Entweder eine Liebesgeschichte. Oder ein Mädchen, das alleine zurechtkommt.
    Weg mit Liefers aus der Werbung für den Film, Trailer umschneiden, alles nochmal starten. Ist doch möglich, oder?

  20. Drei Themen werden hier durcheinandergeworfen, die man voneinander trennen muss und die mit der Qualität des Films nichts zu tun haben:

    1) Der Publikumserfolg: Leider kann niemand vorhersagen, was erfolgreich werden wird und was nicht. Wenn man das könnte, gäbe es wahrscheinlich nur noch erfolgreiche Filme. Zum Glück wird der Erfolg auf zwei Arten gemessen: Publikumserfolg oder kritische Würdigung. Letzteres hat der Film immerhin erreicht. Jeder der schon einmal einen Film gemacht hat, weiß dass das kein leichtes Spiel ist.

    2) Genre: Die Akzeptanz deutscher Phantastik kann nicht mit einem einzigen Film erreicht werden, dafür müsste schon eine ganze Welle kommen. Die kritischen Stimmen scheinen überwiegend von Leuten zu kommen, die enttäuscht sind, dass es keine Filme für Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland gibt (wie z.B. DIE TRIBUTE VON PANEM, die deutlich erwachsener daherkommen als Mara). Diese Filme haben wir allerdings in keinem Genre, nicht einmal im Jugendkrimi. Aus TKKG und DIE DREI ??? wurden ja letztendlich auch „nur“ Kinderfilme.

    3) Kinotauglichkeit: Die Machart spricht eher für einen Fernseh- als für einen Kinofilm (die Erzählerstimme, die Dialoglastigkeit, die Bildgestaltung, die breitere Zielgruppe). Mein Gefühl sagt mir, dass Mara auf RTL besser funktionieren wird als im Kino – selbst wenn ich das natürlich nicht vorhersagen kann.

  21. Nathan Night sagt:

    Krappweis sollte sich nicht verheben. Das Buch kannte kein Mensch, der Titel klingt nach billigstem Kinderkram, seine Anbiederung an Genrefans, man möge doch den deutschen Fantasyfilm retten, plump. Too little, too late. Kurzum: Anfang, Mitte und Ende schlecht. Dass das kein Erfolg wird, mag nicht überraschen.

  22. Nathan Night sagt:

    P.S. Constantin kann man keinen Vorwurf machen. Die wussten genau, was sie da am Start hatten. Dass sie es in so vielen Kinos versucht haben, ehrt sie.

    Von einer weitere Verwertungskette zu träumen, ist schon so kackfrech, dass ich sagen muss: Chapeau.

  23. Mhm, aha. Wo hat sich Krappweis denn an Genrefans angebiedert? Und wo sagt er, „man möge doch den deutschen Fantasyfilm retten“? Würde mich brennend interessieren. Und ich wäre so empört, wie du. Falls das stimmt.

    • Nathan Night sagt:

      „Empört“? Quark. Ironisierendes Zititieren kannst du dir auch schenken – lieber mal den Kopf benutzen. Von seinem Hobbit-Con-Auftritt gehört? Mal ein Interview gelesen? Ganz nüchtern gesagt: Das kann man alles so machen – muss man aber nicht. Der Abgang (Untergang) ist unwürdig. Zu einem krachenden Flop muss man stehen und die Schuld da suchen, wo sie zustande kam. Der Blick in den Spiegel hilft.

      Zumindest beim nächsten Projekt.

      • Dir ist schon klar, dass die Einordnung in den Kontext des Genrediskurses hierzulande von mir sind und nicht von ihm, richtig?

        • Nathan Night sagt:

          Schmeichel dir nicht zu sehr. Auf diese naheliegende Idee kamst du hier, die Welt ist aber doch einen Tick größer. Sogar die Medienwelt, von der du offenkundig so wehmütig träumst. Falls du mal den Sprung schafft, Indie-Filmer, wiederhol nicht seine Fehler. Geht fix wieder raus. Und das ist trotz deines Tonfalls gut gemeint.

          So long.

  24. Komme ein bisschen spät zu der Party, hatte den Artikel (und wichtiger: diesen Blog) erst heute auf meinem Radar. Genau wie Intergalactic Ape-Man weiter oben wundere ich mich darüber, so spät von dem Film zu erfahren. Wo waren Berichte von den Dreharbeiten, Interviews, Teaser-Trailer (selbst wenn nur Online / PS: der zweite Trailer ist um Längen besser als der Erste), Blog-Aktivitäten? Die Hobbit-Con war sicher ein lobenswerter Ansatz, nur vielleicht die falsche Zielgruppe.

    Doch selbst wenn man auf der Seite des Marketings alles richtig gemacht hätte, erinnere mich das sich abzeichnende (finanzielle) Desaster an ein ähnlich gelagertes Projekt: TINTENHERZ. Auch eine Hollywood-Produktion kann einen Weltbestseller mit Millionen Buchfans in den Sand setzen.

    Daher fände ich es ratsam, die inhaltliche Diskussion wie auch deren formale Umsetzung von der Rezeption in den Medien, und insbesondere im Internet voneinander zu trennen.

    Gelesen und gesehen habe ich von den bislang hier erwähnten Produktionen nur DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (der als einziger davon wohl finanziell als Erfolg gelten dürfte), und fand die Verfilmung entsetzlich – damals als Kind ebenso wie später als Erwachsener. Sowohl TINTENHERZ wie auch MARA haben, soweit mir bekannt, die Autoren der Buchvorlage deutlich mehr einbezogen, als es bei Michael Ende der Fall war. Damit will ich nicht darauf hinaus, dass man sie besser überginge, sondern sehe das im Gegenteil als höchst lobenswert an, wie es ja auch aktuell bei GRRM und GAME OF THRONES der Fall ist. Genau dort geraten gerade Buchfans und solche der Serie massiver denn je aneinander – dem Erfolg der Serie tut das keinen Abbruch; ganz im Gegenteil, sie zieht mehr Zuschauer denn je, was bei der Laufzeit alles andere als selbstverständlich ist. Ob gelungen oder nicht, spielt ab einem gewissen Zeitpunkt – nennen wir ihn die “kritische Fanmasse” – keine Rolle mehr, was man jüngst erneut beim HOBBIT gähnend bestaunen konnte.

    Spielt es also vielleicht keine so große Rolle, ob eine Verfilmung gut gelungen ist? Das sehe ich in der Tat so. Auf dem Deutschen Kinomarkt hat eher Bedeutung, wie klar die Zielgruppe definiert wird, wenn es ein veritabler Erfolg werden soll. RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN hat funktioniert – trotz Anke Engelke, die im Trailer bei einigen ähnliche Reflexe ausgelöst haben dürfte, wie Jan Josef Liefers im vorliegenden Fall. Dafür können die Darsteller nichts, viel schlimmer ist der Versuch der hiesigen Branche so zu tun, als habe man es mit Stars zu tun, deren Erwähnung alleine Kinosäle füllt. In den sozialen Medien haben diese Köpfe einen eher gegenteiligen Effekt, ebenso wie Schweiger / Schweighöfer, aber ich möchte nicht vorgreifen. Denn RICO ist ein Kinderfilm. Oder meinetwegen Familienfilm. MARA (wie auch TINTENHERZ und DIE UNENDLICHE GESCHICHTE) würde ich als Jugendbuch einordnen, aber gibt es diese Zielgruppe im Kino? Ich glaube eher nicht, bzw. gibt es ein derartiges Überangebot für die Gruppe jener, die älter sein will, als sie ist, und um Filme wie diesen einen Bogen macht. Käme DIE UNENDLICHE GESCHICHTE heute ins Kino, sie würde gnadenlos untergehen. (Wenn man kurz vergleicht, wie Fantasy in den 80ern aussah, dann war er ja auf der Höhe seiner Zeit)

    Meine These ist daher: Fantasy in Film und Fernsehen heute funktioniert nur, wenn sie eindeutig an Erwachsene adressiert ist, und entsprechend “düster” daher kommt. Durchaus mal mit “comic relief”, ja, aber kein ironisches Augenzwinkern, und bitte kein Wandern zwischen den Welten (das scheint eine sehr Deutsche Herangehensweise zu sein, die alle drei Filme/Bücher miteinander gemeinsam haben). Auf GAME OF THRONES bin ich übrigens nur aufmerksam geworden, weil mich die Serie selbst überzeugte, nachdem ich kurz nach dem Serienstart im Netz über diverse euphorische Besprechungen stolperte. Mit Fantasy und Mittelalter konnte ich nichts anfangen, obwohl ich mit zwanzigseitigen Würfeln und Heavy Metal aufgewachsen bin. Um Mittelaltermärkte habe ich trotzdem immer einen großen Bogen gemacht 🙂 GAME OF THRONES zeichnet eben aus, dass es seine Welt und Figuren sehr ernst nimmt, was sich bis in das Design der Drachen zieht, die eben nicht vierbeinig sind, weil es anatomisch “falsch” wäre.

    Daraus folgt leider nicht, dass es mit Genrefilmen in Deutschland funktioniert, wenn man sie nur ernst genug nimmt – wie jüngere Beispiele leider gezeigt haben. Das liegt vielleicht am zu konservativen und kurzatmigen Marketing, vielleicht am Scheitern an der kritischen Fanmasse, vielleicht irgendwie an beidem. Denn an sich werden hier ja Genrefilme und Serien hier genauso konsumiert, wie anderswo, nur hat man von denen schon viel mehr und länger etwas gehört.

    Jetzt noch kurz etwas zu Online-Kommentaren und sozialen Netzwerken. Youtube-Kommentare sind unterste Schublade, und nicht ernst zu nehmen. Die Trailer haben zusammengenommen gerade knapp 100.000 Views, der von RICO nach bald einem Jahr gerade mal das Dreifache, und etwa 740.000 Zuschauer. Das für sich betrachtet heißt also nichts. Schweiger / Schweighöfer werden schlechter besprochen als MARA, und die Leute rennen doch rein (und nur Til regt sich darüber auf, nicht von beiden Gruppen gleichermaßen geliebt zu werden). Die Kritiken wie auch die sozialen Medien spielen bei uns eine untergeordnete Rolle, die sich ihrer eigenen Wurschtigkeit nicht bewusst sind. Leider. Hysterie geht dort immer, differenzierte Auseinandersetzung auch, die führt dort aber ein stilles Nischendasein – darum freue ich mich über diesen neuen Blog um so mehr, da fühlt man sich gleich ein bisschen weniger allein.

    Wie man aus dieser Nische rauskommt, vielleicht gar zu einer Bewegung wird, weiß ich leider selber nicht. Aber da alles in Bewegung ist, und uns nur meist die Geduld fehlt so lange hin zu gucken, bis wir sie wahrnehmen würden, ist es sicher nicht falsch es weiter zu probieren, mit neuen, erwachsenen, eindeutigen Stoffen, die in einer klar definierten Welt spielen, und sich von der Hysterie und möglichen Schuldzuweisungen nicht anstecken zu lassen. Mit der Zeit kommt ein Fan zum nächsten, schön langsam, einer nach dem anderen, und bleibt es, meist ein Leben lang.

  25. Alfred Tetzlaff sagt:

    Ich glaube, die Zielgruppendefinition plus Imagekampagne ist hier einfach krachend in die Hose gegangen. Dazu noch Kinostart gegen starke Konkurrenz ? Zur Zielgruppendefinition – was ham wir denn nun ? Ich schaue mir gerne Fantasyfilme an, aber „was ist das nun für ein Film ?“, das will ich doch bevor ich die Kohle ins Kino trage wissen, auch ohne lange Kritiken zu lesen. Das Poster erinnert mich an Jumanji, der Trailer an Dragonheart.

    Also was nun – richtige Fantasy oder Jugendfilm ? Dann die Besetzung – sicher tolle Schauspieler, aber im Moment irgendwie in ihren Rollen zu stark mit Tatort und (ja immer noch) Stromberg, sprich Comdey verbunden. Bei Tommy Krappweiss denke ich eh immer zuerst an 7 Zwerge. Alles für sich genommen gute Rollen, die ich schätze, aber im Mix als glaubhafte Fantasy rüberzukommen – schwierig. Und dann noch ganz wichtig – der „uncoolness“ Faktor ! Wie kann man sich als Mund-zu-Mund Propaganda Leute die Besucher verschiedener Cons aktiv heranziehen ? Die sind eine recht eingeschworene Gemeinschaft, die aber für die Masse an potenziellen Zuschauern eher abstossend als Comicbuchladen-Kauze mit ziemlicher Macke gelten. Zu glauben, Hobbit Con Besucher repräsentieren die Fantasy Gucker, ist so, als wenn ich den Opel Club Herne Süd zur Bewerbung des neuen Insignia losschicke.

    Ich bin kein Experte, sondern gehöre eher zum Kinodurchschnittskonsument, der die Kohle bringt. Pro Mara: Gute Kritiken Contra: Ist es was für meine Altersklasse ? Kommt mein langsames Hirn mit den dort in klaren Rollen identifizierten Schauspielern in total anderen Bereichen klar ? Bin ich echt so uncool wie die Randspinner, die so enthusiastisch den Film in sozialen Netzwerken schon fast aggressiv empfehlen ? Halten mich andere dann auch für einen Spinner, wenn ich hingehe ?

    Ich denke, diese Fragen stellen sich viele, was diesen Film angeht.

  26. Alfred Tetzlaff sagt:

    Sorry, hatte ihn mit Boris Aljinovic verwechselt, so ist´s halt manchmal.

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