Zehn Tipps für Euern Drohnen-Einsatz

Die Drohne. Es geht nicht mehr ohne. Wer heutzutage Luftaufnahmen in seinem Film hat, greift oft zum Multikopter. Aber wie setze ich eine Drohne am besten ein? Wie kriege ich besonders tolle Bilder? Wir haben zehn Tipps für Euch!

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(Foto: Christian Saure)

Sie sind günstiger als Hubschrauber und kommen höher als der größte Kran: Multikopter. Die Vier-, Sechs- oder Acht-Propeller-Maschinen haben in kurzer Zeit den Markt der entfesselten Kamerasysteme aufgemischt. Wann solche Bilder wirklich dramaturgisch Sinn ergeben, das müsst Ihr schon selbst entscheiden. Dafür haben wir ein paar Tipps, wie Aufnahmen aus dem Kopter besonders schön aussehen und was zu beachten ist.

1. Plant ruhige Bewegungen! Am tollsten wirkt Footage aus der Luft, wenn es ruhig und langsam ist. Der Zuschauer hat Zeit, die Landschaft zu genießen. Schnelle Reißschwenks lassen sich ohnehin nicht mit den Remoteheads erreichen. Aber auch hektische Flugmanöver sind wenig ratsam. Sie gefährden die Flugsicherheit des Kopters. Sollen solche Manöver Teil des visuellen Konzepts sein, lieber auf 4K oder 6K drehen. Dann kann in der Postproduktion digital im Bild hin und her gezoomt und geschwenkt werden. Langsame Bewegungen sorgen auch dafür, den Shutter-Effekt zu mindern, der bei vielen CMOS-Kamerasensoren auftreten kann.

2. Sorgt für Plastizität! Das Schöne an Kamerabewegung ist, dass sie Plastizität schafft. Ein Objekt zu umkreisen erzeugt einen plastischen, dreidimensionalen Eindruck von dessen Oberfläche. Wie bei der echten Stereoskopie kommt es hier auf die richtige Entfernung und das Objekt an, das Ihr filmt. Eine Felswand aus drei Metern Entfernung wird nicht sehr plastisch wirken, klar. Aber umkreist mal ein Schiff aus 10 bis 20 Metern, im Hintergrund der Hafen oder die Küstenlinie als visueller Ankerpunkt – da braucht ihr kein stereoskopisches 3D mehr!

Das Showreel von Vision Airways on Vimeo.

3. Wählt 50p-Aufzeichnung für flüssige Bewegungen! Ein guter technischer Tipp für die Aufnahme ist mit einer Framerate von 50 Bildern progressiv aufzuzeichnen. Das sorgt für einen natürlichen, flüssigen Bewegungseindruck. Wenn Ihr mit einem Euch unbekannten Kamerasystem arbeitet, checkt vorher, ob die Geräte das können. Die Canon 5D Mark III zum Beispiel ist dazu nur bei einer 720er-Auflösung fähig, nicht bei 1080. Macht im Zweifel vor dem Dreh zusätzlich einen Test, wie groß der Shutter-Effekt bei der Kamera ist. Bei CMOS-Sensoren ist dieser sehr häufig anzutreffen, in verschiedenen Ausprägungen. Hat die eingesetzte Kamera einen Global Shutter – super!

4. Nutzt ein Weitwinkel-Objektiv! Ist auch ein selbsterklärender Punkt. Von einem beweglichen Objekt aus ist es wenig ratsam, ein Teleobjektiv zu verwenden. Das wird, trotz Gimbal, aus großen Höhen wackelig. Ein schweres, unausgewogenes Zoomobjektiv gehört an kein Fluggerät. Der Weitwinkel befähigt auch dazu, möglichst viel von Landschaft und Drehmotiven einzufangen.

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Jan Evers, Pilot, und Lars Pfeiffer, Kameramann, bei Dreharbeiten in der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen (Foto: Christian Saure)

5. Setzt immer zwei Leute ein! Keine Diskussion. Für vernünftiges Footage gehören zwei Leute zum Team: ein Pilot, der sich ausschließlich auf das Fluggerät konzentriert und ein Kameramann, der sich um Fernsteuerung des Remoteheads und der Bildüberprüfung widmet. Beide Aufgaben sind hochkomplex. Es gibt sicher Piloten, die auch das Bild „im Blick haben“ können. Aber es gilt, das Bild zu gestalten! Wer ernsthaft behauptet, beides gleichzeitig zu können, hat vermutlich von beidem keine Ahnung.

6. Plant genügend Platz für Start und Landung ein! Wenn Lars Pfeiffer im Artikel über die Klamm-Dreharbeiten den Flieger aus der Luft fischt, dann nur, weil es an diesem Ort nicht anders ging und er jahrelange Erfahrung damit hat. Denn eines ist dem großen Flugverkehr sehr ähnlich. Die Chance, dass bei Start und Landung etwas schief geht, ist ungleich höher als im Flug.

7. Holt Euch eine Aufstiegsgenehmigung! Das gilt für den Fall, dass Ihr selbst fliegt. Nur Kopter ohne Kamera, die unkommerziell geflogen werden und unter 5 Kilo wiegen, brauchen keine Anmeldung. Sobald Ihr eine Drohne kommerziell (für berufliche Zwecke zum Beispiel) in der Öffentlichkeit steigen lasst, braucht ihr eine Aufstiegsgenehmigung. Diese werden oft für eine längeren Zeitraum vergeben und kosten um die 250 Euro. Am besten, Ihr wendet Euch an die örtlichen Bezirksämter.

8. Macht Euch mit den Regeln vertraut! Gerade, wenn ihr einen Dreh mit Multikopter plant, müsst ihr wissen, was erlaubt ist und was nicht. Zu Militärgebieten und Flughäfen sind Mindestabstände von anderthalb Kilometern Entfernung einzuhalten. Zudem darf ohne extra Fluglizenz nicht über 100 Meter aufgestiegen werden. Menschenansammlungen (mehr als zwei dutzend Leute), Unfälle und Atomkraftwerke sind ebenso tabu. Auch die Regeln des Persönlichkeitsrechts müssen unbedingt geachtet werden. Weder darf in Hinterhöfe, Gärten oder Balkone hinein gefilmt werden, noch dürfen Personen erkennbar sein, die dies nicht freigegeben haben.

Ein Oktokopter mit RED Dragon von unten. (Foto: Christian Saure)

9. Holt Euch Profis. Wer glaubt, mit einer DJI Phantom und einer GoPro nach zwei Flugstunden beeindruckende Bilder abliefern zu können, hat noch nie so schnell die Investition von 2000 Euro bereut. Um wirklich gute Arbeit abzuliefern, braucht es Spezialisten. Das gilt für den Kran, für die Steadicam und auch für den Kopter gibt es Profis, die seit Jahren im Fliegen UND Filmen geübt sind. Profis haben zudem den Vorteil, dass sie bereits eine Haftpflichtversicherung besitzen, die man bei Einsatz einer Drohne vorweisen muss und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Aufstiegsgenehmigung besitzen.

10. Eine Drohne ist keine Steadycam. Ein Kran oder eine Dollyfahrt sind deutlich präziser, als ein Flug. Eine Drohne gehört also nicht in normale Spielszenen, vor allem, wenn drumherum noch ein 10-köpfiges Team steht. Außerdem gehört zu einem Flug viel technische Vorbereitung, die dann den Schauspieldreh verzögern kann. Plant also besser keine komplexen, langen Spielhandlungen. Setzt den Einsatz des Fluggeräts lieber als Abschluss einer Szene ein, wenn das Pärchen sich im Happy End küsst und die Kamera nicht in den Sonnenuntergang am Himmel schwenkt, sondern in ihn entschwindet.

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