KurzfilmKino: „The Rising“ von Sebastian Mattukat
2057. Die Atmosphäre der Erde ist zerstört. Die Menschheit hat sich unter die Oberfläche zurückgezogen. Zur Erkundung der Umwelt werden geklonte Humanoide nach oben geschickt, die sich regelmäßig bei ihren Herren melden müssen. Auch LE-E-003976 gehört zu den bedauernswerten Geschöpfen. Seine Mission, Proben der Fauna zu sammeln, wird jäh unterbrochen, als er auf jemanden trifft, der dort oben nicht sein darf. LE-E-003976 verlässt seine Mission, um herauszufinden, was es mit dem Fremden auf sich hat und gerät dadurch ins Visier seiner Herren.
Science-Fiction muss nicht immer sauber und glatt geschliffen sein. Viel mehr Spielraum hat man, wenn nicht alles weiß und spiegelnd sein muss, nicht überall transparente Monitore herumstehen und keinerlei Automobile durch die Gegend schweben. Wie sehr das gilt, zeigt Sebastian Mattukat mit „The Rising“. In seinem rund 13-minütigen Kurzfilm schafft er eine unwirtliche, schmutzige Welt. Die Ausstattung ist klasse und schafft es, mit tollen, alten Gerätschaften, vom Keyboard bis zum Telefon, ein stimmiges Bild der zurückgeworfenen Zukunftsgesellschaft zu zeichnen. Gerade in den Außenszenen wird das noch von entsättigten Farben und einem leichten Grünstich, der die vergiftete Umwelt schön widerspiegelt, unterstützt. Visuelle Effekte, wie digitale Mattepaintings futuristischer Gebäude in der Ferne, werden selten eingesetzt und sorgsam platziert.
So schafft der Regisseur es vom ersten Filmbild an, dem Zuschauer ein ungutes Gefühl zu vermitteln. Hier will niemand sein. Deshalb fühlen wir auch sofort mit seiner Hauptfigur mit. Leander Modersohn verleiht dem glücklosen Klon zudem eine beklemmende Aura. Zu Anfang ist es die routinierte Pflichterfüllung, die seine Figur prägt. Als er schließlich realisiert, auf was er gestoßen ist, ist es schon zu spät. Die Realisierung dessen und das Umschwenken auf den puren Überlebenswillen schafft Modersohn mit beeindruckend wenig Mimik. Einen Text hat er eh nicht.
Und auch hier stachelt die selbst auferlegte Beschränkung, ohne Dialog auskommen zu müssen, die visuelle Erzählkunst an. Kameramann Jakob Ebert folgt der Figur nah durch die unübersichtliche Welt. Trotz der Menschenleere hat man das Gefühl, hier wird gleich was passieren. Wenn der Protagonist sich versteckt, findet auch die Kamera Bäume und Sträucher zum dahinter hervorlugen. Cutterin Anne Kristin Kliem schneidet kein Bild zuviel hinein, geht lieber früher aus einer Handlung heraus, als zu viel deutlich zu machen.
Ohnehin wird hier atemberaubend viel angedeutet. „The Rising“ steht in der Tradition der Filme, in denen die Tatsachen durch die Weglassung des Expliziten umso deutlicher und dadurch auch erschütternder werden. Einen Wehrmutstropfen ist jedoch zu beklagen. Das wichtige, den Ausgang des Filmes andeutende Endbild ist ausgerechnet eine schnöde abgefilmtes Monitordisplay. Für das starke Ende wurde so eine leider sehr unfilmische Lösung gewählt. Den Gesamteindruck schmälert das jedoch nicht. „The Rising“ ist eine starke, eingenwillige Dystopie, von der man sich ohne Probleme eine schöne Langfilmversion vorstellen könnte.
Fazit: Bildstarke Dystopie mit charismatischem Hauptdarsteller und beklemmender Atmosphäre.
- Homepage des Films: www.therising-film.com/
- Netzpräsenz der Produktionsfirma Milagro: www.milagro-produktion.de
- „The Rising“ auf Facebook: www.facebook.com/therising.film
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