KurzfilmKino: „Ramon“ von Benedikt Schatz

Ramon von Benedikt SchatzRamon ist ein junger, vielversprechender Boxer. Sein nächster Kampf könnte den Durchbruch und die erträumte Karriere bedeuten. Doch Ramon hat Angst vor der Konfrontation. Auch sein Trainer kann ihm diese nicht nehmen. Als der zwielichtige Schrader ihm auch noch eine Verdreifachung des Preisgelds anbietet, wenn Ramon zu Boden geht, und andernfalls Ramons Schwester etwas antun will, ist das Dilemma perfekt.

Kurzfilme, das ist ein ziemlicher Allgemeinplatz, dürfen nicht viel Zeit verplempern. Wenn sie eine Hauptfigur einführen, darf deren Hintergrund nur angedeutet werden – aber muss doch ein hohes emotionales Identifikationspotential besitzen. Milieus müssen schnell glaubwürdig etabliert sein, auch wenn sie dem Zuschauer aus eigenen Erfahrungen wenig bekannt sein dürften. Alles aus Gründen der Zeit.

Zwei der wichtigsten Punkte für das Set-Up ihres 14-Minüters machen Benedikt Schatz und sein Team goldrichtig. Hier muss nicht groß Exposition über finanzielle Schwierigkeiten oder eine prekäre Situation gemacht werden, Drehbuchautor Thorsten Homberger reicht ein klug platzierter Nebensatz. Das Boxermilieu wird von Julia Kampmann und Florian S. Müller in schön entsättigten Farben und mit Handkamera inszeniert. Das riecht stark nach einem richtigen Konzept.

Gerade die Kamera findet immer wieder die Augen ihrer Hauptfigur, aus gutem Grund. Schauspieler Michael N. Kuehl vermittelt von der ersten Sekunde an den Ehrgeiz und die Unsicherheit Ramons allein durch seine Blicke. Charles Rettinghaus, der für gewöhnlich seine Stimme LeVar Burton, Jaimie Foxx oder Jean-Claude van Damme leiht, spielt den phlegmatischen Trainer als passendes Gegenstück zur Nervosität Kuehls. Auch die anderen Rollen sind klasse besetzt, sei es Alina Wolf, als Schwester Ramons der positive Gegenpol, oder Alexander von der Groeben, der mit viel Spaß den schleimigen Schrader mimt.

Benedikt Schatz‘ „Ramon“ etabliert vorbildlich zügig eine Hauptfigur, mit der wir bereitwillig mitfiebern und deren emotionales Ziel und auch Dilemma der Zuschauer stets klar vor Augen hat. Selten sieht man so viel so schön ineinander greifen, Kamerakonzept, Cast, Inszenierung. Allein die Szene, die Ramons inneren Kampf symbolisieren soll, ist etwas lang und zu unausgegoren geraten. Hier kommt die Metapher nicht ganz klar rüber, was der emotionalen Erzählkurve ein bisschen schadet. In diesem sonst so erzählstarken Film ist das aber verschmerzbar.

Fazit: Erstklassig erzählter Film im Boxermilieu – viel zu kurz und deshalb genau richtig!

JETZT und HIER angucken:

Ramon from Thandom Media on Vimeo.

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