KurzfilmKino: „Nennt mich Schmetter“ von Felix Harjans
Zwei Studenten machen sich auf, einen Dokumentarfilm zu produzieren, der sie dabei begleitet, wie sie einen Dokumentarfilm produzieren. Leider verheddern sie sich dabei irgendwie in der Metaebene, was tragische Folgen hat.
Eine weit verbreitete Unsitte unter jungen Filmemachern ist es, das eigene Werk bis zum Bersten mit Intertextualität zu überfrachten. Im Amateur- und Indiefilm geschieht das eher auf der inhaltlichen Ebene, im Studentenfilm eher auf der formalen. Im schlimmsten Fall führt das zur Beliebigkeit – wenn man die tausendste „Hasta la vista“-Variante um die Ohren gehauen bekommt – oder gar zur völligen Unverständlichkeit, weil die Bildsprache russischer Neo-Surrealisten leider noch nicht zum hiesigen Bildungskanon gehört.
Felix Harjans und sein Team spicken ihren Film zwar mit reichlich Zitaten. Die sind aber so herrlich mit Albernheiten unterfüttert oder gar überlagert, dass man nicht das Gefühl hat, hier einer medienwissenschaftlichen Selbstbespiegelung beizuwohnen. Im Gegenteil: Wann immer möglich, nehmen die Mainzer Studenten die gängigen Dokumentarfilmklischees auf die Schippe.
Das fängt schon bei der Entscheidung, den Film im 4:3-Bildformat zu drehen, an. Es werden bedeutungsschwangere Sätze gesagt, nach denen die Kamera noch sekundenlang auf dem Gesicht des Hauptdarstellers Petr Eremin verweilt. Auch der Voice-Over-Kommentar tänzelt zwischen sachlich formuliertem TV-Off-Text und sorgsam gesetzten Brachialpointen hin und her.
In der „Ausraster“-Szene hängt das Werk dann dramaturgisch leider etwas durch. Diese hätte gerne etwas kürzer sein können. Das wäre dem Goutieren des tollen Spiels von Darsteller Freddy Kondak eher dienlich, der hier im Kontrast zum restlichen Film mal aufdrehen darf. Die Länge der Szene schadet dem Gesamteindruck aber eher nicht.
Am meisten Spaß mit dem 14-Minüter werden sicher Zuschauer haben, die täglich mit genau dem Sujet des Films zu tun haben. Wer Schnittprogramme kennt, Erfahrung mit Gruppendynamik an Filmhochschulen hat oder ein Faible für surreale Montagesequenzen besitzt, wird auf seine Kosten kommen. Wer zudem noch Werner-Herzog-Fan ist und sich ein bisschen mit der Geschichte um das Desaster von „Fitzcarraldo“ auskennt, könnte hier ein Kleinod finden.
Fazit: Schön gemachte Mockumentary, die gekonnt eine Balance zwischen albern und schlau findet!
nennt mich Schmetter from fh on Vimeo.