Was erwartet uns auf der Genrenale-Screamer-Tour?

Im Februar kamen wir zu ihr. Jetzt kommt die Genrenale zu uns. Am 8. Mai startet die Genrenale Screamer Tour in 35 UCI-Kinos im freitäglichen Midnight-Movies-Slot. Genrenale-Macher Paul Andexel verriet mir, wie es dazu kam und was wir noch erwarten dürfen.

Krystof Zlatnik, Paul Andexel

Die Genrenale-Macher Krystof Zlatnik und Paul Andexel

Jeder Festivalbesucher kennt das. Da guckt man zwei Tage intensivst Filme, tauscht sich mit Publikum und Filmemachern aus und dann ist alles vorbei. Man fällt in ein Loch. Dagegen haben auch die Genrenale-Organisatoren Paul Andexel und Krystof Zlatnik kein Mittel. Aber sie verkürzen Genrefans in Deutschland die Wartezeit auf den nächsten Februar und schicken ausgewählte Filme der letzten Jahre auf Tour. Los geht es am 8. Mai, also nächste Woche Freitag. Dann laufen um 23 Uhr in 35 UCI-Kinowelt-Häusern über die ganze Republik verteilt – sowie in Wien und Graz – innerhalb der Midnight-Movies die Genrenale Screamer Tour Vol. 1.

Erste Überlegungen für eine Kinotour gab es unter den beiden Machern schon vor der Genrenale3. Konkretes gab es noch nicht. Dann kamen erstmal zwei höchst erfolgreiche Festivaltage. Rund 2400 Besucher verzeichneten Zlatnik und Andexel, die Branche lobte Filmqualität und -auswahl. Hinzu kam die Erleichterung, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, dem Festival einen zweiten Tag zu spendieren. Wo bei den ersten beiden Events unterm Strich eher ein Minus herausgekommen war, konnten die Veranstalter in diesem Jahr ihre Kosten decken. Paul Andexel fasst es zusammen: „Wir finden, dass wir auch mit dem zusätzlichen Tag bewiesen haben, dass nicht nur hochwertiger Content da ist, sondern auch ein interessiertes Publikum.“

Sein Plan war, kurz nach dem Festival bei der UCI-Kinowelt-Kette anzurufen und diese auf eine Kooperation in der Reihe „Midnight Movies“ anzusprechen. Doch der Kinobetreiber kam ihm zuvor. „Das hat mich sehr gefreut, weil das hieß, dass die Genrenale so eine Aufmerksamkeit erreicht hat, dass der UCI-Konzern auf uns aufmerksam wurde“, so Andexel. Warum beiden eine Kooperation bezüglich der „Midnight Movies“ vorschwebte ist kein Zufall. Die Reihe ist seit einiger Zeit ein fester Platz für Genrefilme, die kurz vor einer DVD/Blu-ray-Veröffentlichung stehen. Bei Publikum sind die Filme als Partystreifen beliebt, denn tourpromohier läuft um 23 Uhr Schräges, Neues und Hartes. Verleiher nutzen diesen Platz gerne, um den Film schonmal unters Kinovolk zu bringen und den Buzz zu starten. Dafür ist der Eintritt frei, es gibt nur einen Mindestverzehr von sechs Euro. Da kommt man bei den aktuellen Getränkepreisen schon mit einer Coke locker drüber.

Der Zeitpunkt Anfang Mai war schnell ausgemacht. Aber welche Streifen sollten laufen? Schon bei der Filmeinreichung zur Genrenale fragten die beiden Veranstalter ab, ob der Filmemacher daran interessiert ist, dass sie seine Werke auch in späteren Genrenale-Events unterbringen. So hatten sie bereits ein paar Filme im Hinterkopf, als sie den Deal mit UCI fest machten. Dennoch geschah die Auswahl der Filme für das erste „Screamer“-Programm nach ganz bestimmten Kriterien: „Grundsätzlich wollten wir schon ein Abbild dessen schaffen, was der deutsche Genrefilm aktuell bietet“, erklärt Andexel. „Wir haben aber schon drauf geachtet, dass wir eher in die härtere, blutige Richtung gehen, weil wir das Publikum der Midnight-Movies nicht 100-prozentig kennen.“

Die Filme der Genrenale-Screamer-Tour Vol. 1 setzen sich zusammen aus Streifen des zweiten und dritten Jahres: „In the Deathroom“ von Milos Savic, „The Last Show“ von Hendryk Witscherkowsky und Vera Mayrhofer (Review hier im Blog!), „Sweetheart“ von Miguel Angelo Pate („Sweetheart“-Review hier im Blog!), „Happy B-Day“ von Holger Frick und „Au Pair“ von Marc Schießer (Review hier im Blog!). Ein Problem jedoch gab es zu lösen, die FSK-Freigabe. „Happy B-Day“ und „Au Pair“ erhielten 2013 und 2014 im Zuge ihrer Veröffentlichung auf den Shocking Shorts-DVDs eine solche. Die anderen drei Filme haben keine. Eine erneute Einreichung nur für die UCI-Screenings wäre teuer geworden. In den Statuten der FSK ist es jedoch so, dass alles, was nicht eingereicht wurde, automatisch keine Jugendfreigabe hat und einfach erst ab 18 gezeigt werden darf. Das ist für den Programmplatz im Kino völlig okay, sagt Andexel: „Letztlich waren die Midnight Movies im UCI ohnehin immer eine FSK-18-Veranstaltung.“ Daher gab es auch keine Probleme mit dem Kinobetreiber.

Bei der gesamten Aktion fließt kein Geld. Andexel und Zlatnik wollen vor allem die Möglichkeit nutzen, an einem Abend ein zigfaches der Genrenalebesucher erreichen zu können. Sie sind sehr glücklich darüber, das die Filmemacher da mitziehen. Die Marke Genrenale soll auch für Kinozuschauer ein Begriff werden, die nicht im Februar in Berlin weilen. Um das zu erreichen gibt es noch weitere Initiativen. So veröffentlichten die Macher vor Kurzem ein Videointerview mit Regisseur Baran Bo Odar zu seinem Kinofilm „WoamI“. In Zukunft soll es regelmäßige Interviews mit Genremachern geben. Paul Andexel: „Auf lange Sicht wollen wir eine Videoplattform schaffen, auf der man Tipps und Tricks von Genreleuten kriegt – und so eine Wissensdatenbank aufbauen.“ Auch wird immer wieder an der Option gearbeitet, eine Genrenale-DVD/Blu-ray herauszubringen.

Aktuell bereitet das Team die Finanzierungsrunde für die Genrenale4 im nächsten Jahr vor. Im Juni soll diese losgehen. Die beiden haben sich vorgenommen, die Finanzierung für 2016 früh unter Dach und Fach zu haben. Das findet auch Anklang bei den Sponsoren. Aktuell gibt es einige Überlegungen für Änderungen im Festival. Andexel nennt ein Beispiel: „Es gibt grundsätzlich den Gedanken, wenn die Marke stark genug ist, die Veranstaltung von der Berlinale wegzunehmen.“ Die Pressearbeit ist durch die Riesenkonkurrenz deutlich schwieriger und auch so einfach scheinende Dinge wie die Miete von Eventlicht wird während des großen Festivals zur Herausforderung. Für das nächste Jahr jedoch sehen Zlatnik und Andexel die Zeit noch nicht reif für diesen Schritt.

Interessanter ist da die Diskussion über eine Verlegung des Festivals auf ein Wochenende. So könnten die Veranstalter noch mehr privates Genrepublikum erreichen, da diese Zielgruppe am Wochenende mehr Zeit hat. Hier ist die schlussendliche Entscheidung noch nicht gefallen. Jetzt gilt es erstmal, die erste Ausgabe der „Genrenale Screamer Tour“ auf den Weg zu bringen. Paul Andexel sieht dem optimistisch entgegen: „Ich glaube, das ist eine ganz spannende Mischung, die wir da haben. Ich bin sehr gespannt, wie die Reaktionen beim Publikum sind und wer da so kommen wird.“

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